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Burak Yilmaz: wie Zusammenleben gelingen kann

„Eine Welt, in der jeder Mensch sein kann, wie er ist und sein will. In der niemand aufgrund von Herkunft, äußerer Merkmale, Religion oder geschlechtlicher Identität diskriminiert oder verfolgt wird. Ist das möglich?“ Das ist nur eine von vielen Fragen, die Burak Yilmaz bei seinem Besuch bei uns gestellt bekam.

Burak Yilmaz ist Autor und Pädagoge aus Duisburg und besuchte uns am Montag am MöGy. Während seines Besuchs erzählte er aus seinem Leben, las aus seinem Buch „Ehrensache - Kämpfen gegen Judenhass“ vor und stellte sich den Fragen, die ihm von Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassen gestellt wurden.

Schnell ist offensichtlich, dass im Leben von Burak Yilmaz die Themen Rassismus und Antisemitismus eine große Rolle gespielt haben und spielen. Er erzählt, wie er selbst in jungen Jahren mit diesen Themen konfrontiert war und wie er mit ihnen umging. So beschreibt er, wie die Großmutter einer Klassenkameradin ihn aus rassistischen Motiven missachtete und in seiner Anwesenheit den Hitlergruß zeigte. Er erzählt aber auch, wie er bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte in Auschwitz mit Jugendlichen emotional darüber diskutierte, welche Verantwortung die Menschen in Deutschland aufgrund der Geschichte haben.

Bei all seinen Geschichten wird klar, dass Burak Yilmaz eines sehr wichtig ist: Den Menschen auf Augenhöhe begegnen, ihnen zuhören und dabei versuchen, ihre Sichtweise zu verstehen. Das zieht sich nicht nur durch seine Arbeit und seine Erzählungen, sondern auch durch das fast einstündige Gespräch, dass sich zwischen ihm und den Schülerinnen und Schülern im Anschluss ergibt. Die Bandbreite der Fragen, die ihm gestellt werden, ist riesig. Simple Entweder-Oder-Fragen wie „Messi oder Ronaldo?“ beantwortet er kurz und bündig: „Messi“. Für andere Fragen nach Identität, Umgang mit Rassismus oder geschlechtlicher Identität nimmt er sich viel Zeit. Er stellt Rückfragen, um sein Gegenüber besser zu verstehen, und antwortet wohlüberlegt.

Seine Antworten zeigen dabei immer wieder zwei Dinge:  1. Hier antwortet jemand, der viel Erfahrung mitbringt – aufgrund der eigenen Lebensgeschichte, aber auch aufgrund seiner Arbeit mit Jugendlichen. 2. Hier antwortet jemand, der eine sehr klare Vorstellung davon hat, wie das Zusammenleben von Menschen seiner Meinung nach aussehen sollte: Geprägt von gegenseitiger Toleranz; in einer Gemeinschaft, in der man sich zuhört und in der alle zusammen überlegen, wie man gemeinsam leben will. Stellt jemand diese Werte in Frage, bezieht Burak Yilmaz klar Stellung und positioniert sich dagegen.

So überrascht es letztlich nicht, wie Burak Yilmaz auf die eingangs erwähnte Frage antwortet. Eine Welt, in der jeder Mensch sein kann, wie er sein will und ist. In der niemand aufgrund von Herkunft, äußerer Merkmale, Religion oder geschlechtlicher Identität diskriminiert oder verfolgt wird. Ob das realistisch ist, sei schwer zu sagen, sagt Burak Yilmaz. Aber es sei ein Traum, den zu verfolgen sich lohnt.

Wir danken Burak Yilmaz für seinen Besuch bei uns am MöGy. Seine Erzählungen und das Gespräch mit ihm waren interessant, spannend und auch witzig. Die Schülerinnen und Schüler konnten viel aus dem Gespräch mitnehmen.

Außerdem bedanken wir uns bei den Vorsitzenden des Elternbeirates, Frau Escher und Herrn Albrecht, die durch ihren Einsatz Spenden aufbringen konnten, um den Besuch zu finanzieren. Den Spenderinnen und Spendern gilt unser Dank natürlich auch.

Und zuletzt bedanken wir uns bei denen, die fast am wichtigsten waren: Den Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassen, die durch ihr Interesse und ihre Fragen dazu beitrugen, dass der Besuch von Burak Yilmaz so gewinnbringend wurde.

 

Zur Person:

Burak Yilmaz ist selbstständiger Autor und Pädagoge aus Duisburg. Zeit seines Lebens war er mit den Themen Rassismus und Antisemitismus konfrontiert, denen er auch seine berufliche Aufmerksamkeit widmet. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag und liegt dabei auf einer integrativen Herangehensweise. Er hört viel zu, versucht Sichtweisen und Haltungen zu verstehen, aber auch aufzubrechen, wenn sie Fronten verhärten und Akzeptanz verhindern. Aus seiner beruflichen Arbeit entstanden Projekte wie „Junge Muslime in Auschwitz“ oder das Theaterstück „Benjamin und Muhammed“ sowie das Buch „Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass“. Für seine Arbeit und sein Wirken wurde Burak Yilmaz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz verliehen.

 

Text/Fotos: Cornel Eckert
Veröffentlicht: 22.03.2024