Menü

Mörike-Gymnasium will Demokratie „erlebbar machen“

Das Mörike-Gymnasium möchte die Schülerinnen und Schüler noch besser mit den demokratischen Prozessen und Institutionen in unserem Land vertraut machen. Sie sollen lernen, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und bereits während ihrer Schulzeit eine Möglichkeit der Mitsprache erhalten.

Demokratie ist die „Regierung des Volkes, durch das Volk, für das Volk.“ So definierte einst US-Präsident Abraham Lincoln knapp die demokratische Staatsform. Was zunächst recht einfach klingt, ist im gesellschaftlichen Alltag häufig vielschichtig und herausfordernd – nicht zuletzt vor dem aktuellen Hintergrund verschiedener globaler Krisen.

Das Mörike-Gymnasium wird daher die „Demokratiebildung“ stärker in den Mittelpunkt rücken, um die Schülerinnen und Schüler über den Gemeinschaftskunde- und Geschichtsunterricht hinaus noch besser mit den demokratischen Prozessen und Institutionen in unserem Land vertraut zu machen. Die bereits vorhandenen Exkursionen, wie z.B. der Besuch des Deutschen Bundestags, des Europäischen Parlaments und der KZ-Gedenkstätte in Dachau sollen daher durch weitere Bausteine in und außerhalb des Unterrichts sinnvoll ergänzt werden.

„Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler lernen, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und bereits während ihrer Schulzeit eine Möglichkeit der Mitsprache erhalten“, erklärt Schulleiterin Maria Rauhut.

Den Auftakt bildete der Besuch von zwei Klassen am Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart im Januar. Dort wurden die Klassen zunächst über die Abläufe und Besonderheiten der parlamentarischen Arbeit informiert. Anschließend durften sie eine Debatte im Plenarsaal verfolgen, wobei es unter anderem um das „Gendern“ und „Regiobusse im ländlichen Raum“ ging. Einen weiteren Höhepunkt stellte das Gespräch mit fünf Landtagsabgeordneten aus den verschiedenen Landtagsfraktionen dar, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fragen stellen konnten und auf diese Weise mit den Abgeordneten schnell ins Gespräch kamen.

Wie interessant und wertvoll die politische Diskussion mit Abgeordneten sein kann, zeigte sich auch beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Hermann Färber (CDU) in den beiden Gemeinschaftskunde-Leistungskursen der Kursstufe. Neben den Protesten der Landwirte und möglichen Lösungsansätzen in der Agrarpolitik wurden auch Themen wie der Ukraine-Krieg und die Bedeutung von Lobbyismus diskutiert. Trotz des politischen Streits zwischen den Parteien betonte Herr Färber, dass es wichtig sei, „respektvoll und vernünftig miteinander umzugehen, da es immer besser ist, gemeinsame Lösungen zu finden, die nicht nur die notwendige Mehrheit, sondern eine möglichst breite Mehrheit erhalten.“

Neben den politischen Institutionen spielt auch der Rechtsstaat für das erfolgreiche Funktionieren der Demokratie eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Reihe „Rechtsstaat macht Schule“ erhielt eine 8. Klasse des Mörike-Gymnasiums Besuch von der Polizistin Rebekka Götzke und der Richterin Eva Unterweger, um eine Gerichtsverhandlung nachzustellen und Fragen zum Thema Justiz zu beantworten. Auf diese Weise soll die Bedeutung des Rechtsstaats und Verständnis für das Wirken von Polizei und Justiz vermittelt werden. Eine andere 8. Klasse besuchte das Amtsgericht in Göppingen, um eine Verhandlung direkt im Gerichtssaal zu verfolgen. Als besonders spannend empfand die Klasse die Zeugenbefragungen und die abschließende begründete Urteilsverkündung durch die Richterin.

„Wir möchten Demokratie aber nicht nur zeigen, sondern wir wollen sie auch innerhalb unserer Schule erlebbar machen und die Rolle der SMV stärken“, erklärt Maria Rauhut. Die Schülerinnen und Schüler sollen daher aktiv in schulische Gestaltungsprozesse einbezogen werden und mit ihren Anliegen bei den Lehrkräften und der Schulleitung Gehör finden. „Wir wollen, dass sich alle mit ihren Ideen einbringen und unsere Schule mitgestalten können“, so die Schulleiterin.

Der neue Schwerpunkt Demokratiebildung fügt sich am Mörike-Gymnasium sehr gut in die bereits bestehenden schulischen Strukturen ein. Durch das Sozialcurriculum werden die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 zu einem rücksichtsvollen und friedlichen Miteinander herangeführt. Beispielsweise wird anhand des Klassenrats schon ab Klasse 5 der gemeinsame demokratische Austausch eingeübt. Ebenso deckt sich die Demokratiebildung mit den Lernzielen der „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (BNE), wie z.B. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Im regulären Unterricht und in den beiden Debating-AGs für Juniors (Kl. 7-9) und Seniors (Kl. 10-KS2) steht das sachliche und faktenbasierte Argumentieren ohnehin schon jetzt im Mittelpunkt.

Aktionen wie die Besuche des Landtags und des Amtsgerichts oder „Rechtsstaat macht Schule“ werden in Zukunft regelmäßig stattfinden. Zudem sind zahlreiche weitere Projekte für die nächsten Monate geplant, wie z.B. der Besuch von Autor Burak Yilmaz (18. März), der sich gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert. Weitere Gäste sind der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) (15. April) und die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) (13. Juni). Auch an der Juniorwahl zur Europawahl am 9. Juni wird das Mörike-Gymnasium teilnehmen, so dass die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Votum abgeben können.


Text: Marius Pfleghar 
Fotos: Mörike-Gymnasium

2. Foto („RSMS“): Fanny-Leicht-Gymnasium
Veröffentlicht: 25.02.2024


„Demokratie ist im Grunde die Anerkennung, 
dass wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind.“

Heinrich Mann