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Und sie lesen doch

Tiefkühlpizza, Wochenendkochkünste und Kruschtschublade: Der zweite Text des Vorlesewettbewerbs, den die Sechstklässler vorher nicht einüben konnten, hatte es in sich. Trotz dieser Stolperstellen meisterten die sechs Mädchen und sieben Jungs den Anfang des zweiten Kapitels aus „Leon Lustig und die Jagd nach dem Urvogel“ erstaunlich gut. Die fünfköpfige Jury war positiv überrascht und tat sich schwer, einen Kreissieger zu bestimmen, der den Landkreis Göppingen beim Bezirksentscheid vertreten wird. Ihre Wahl fiel dann aber doch einstimmig auf Julika Albrecht vom Mörike-Gymnasium in Göppingen – ihr Vortrag  des selbst gewählten Textes (aus: „Nur Meer und Himmel. Die Geschichte meines Großvaters“ von Michael Morpurgo) war einfach hervorragend.

Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels sei der älteste und größte Schülerwettbewerb Deutschlands, hatte Daniela Scheller von der Stadtbücherei Geislingen bei der Begrüßung der Teilnehmer und ihrer Begleitpersonen erklärt. In der Geislinger Bücherei wurde am Montag der Kreisentscheid ausgetragen. Siegerin Julika wird nun die nächste Etappe bestreiten und beim Bezirksentscheid antreten. Von dort geht es für den Gewinner weiter zum Landesentscheid. Das Bundesfinale in Berlin findet Ende Juni statt.

Rund 7000 Schüler der 6. Klassen beteiligen sich bundesweit an den regionalen Entscheiden der Städte und Landkreise. Die 13 Leseratten, die jetzt in Geislingen antraten, brachten dabei Textstellen aus den unterschiedlichsten Genres zu Gehör. Beim selbst gewählten Ausschnitt hatten sie drei Minuten Zeit, mit Textsicherheit und -gestaltung zu punkten. Laut, deutlich und flüssig lasen sie alle, mit dem angemessenen Tempo hatten manche ihre Schwierigkeiten – doch auch, wenn es teilweise ziemlich rasant durch den Text ging, konnten die Zuhörer gut folgen.

Zumindest beim selbst gewählten Text bemühten sich die Teilnehmer, ihren Vortrag durch Betonungen interessant zu gestalten. Da wurde mit der Lautstärke gespielt und die Tonlage verändert. Ein Teilnehmer verlieh sogar den unterschiedlichen Charakteren seiner Geschichte eine individuelle Stimme.

Urkunde und Buch für alle

Am Ende erhielten alle Teilnehmer eine Urkunde und ein Buch. Jurymitglied und Buch­autor Jochen Frech lobte die Sechstklässler explizit, als er sagte: „Ihr bestätigt alle nicht das Bild der jungen Leute, das derzeit gezeichnet wird, dass die gar nicht mehr lesen würden.“ Und er sprach für alle, die zum Kreisentscheid nach Geislingen gekommen waren: „Es war eine ­große Freude, euch zuzuhören.“


[Quelle: Text von Bettina Verheyen, Foto von Markus Sontheimer; https://ezeitung.swp.de/suedwestpresse/goeppingen/2019-02-27/21/und-sie-lesen-doch-30109702.html, 27. Februar 2019.]