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Eine „Pre-Preview“ für das Mörike-Gymnasium

Eine neunte Klasse des Mörike-Gymnasiums erhielt die einmalige Gelegenheit, die Ausstellung „INK. Zeitgenössische Tuschemalerei aus China“ in der Kunsthalle Göppingen noch vor der offiziellen Eröffnung zu besuchen. Dabei handelte es sich keineswegs um einen normalen Museumsbesuch: Geführt wurden die Schülerinnen und Schüler durch die sich noch deutlich im Aufbau befindende Ausstellung durch den Künstler Liu Qinghe und den Professor des Sichuan Fine Arts Institut Chonqing, Bin Feng.

Genauso spannend wie die aus diesem Treffen resultierende deutsch-englisch-chinesische Sprachenvielfalt, waren die Ausführungen der Künstler über die ausgestellten Kunstwerke, die die traditionellen Tuschemalereien in ihren vielfältigen Übersetzungen ins Zeitgenössische zeigen. Dabei hat das kulturelle Erbe in den meisten Werken durchaus noch seinen Platz und schwingt in den Motiven und den neuen Möglichkeiten des Malens mit. Für die sprachlichen Übersetzungen sorgte ein Schüler aus der Kursstufe des Mörike-Gymnasiums. Wie die Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit den Künstlern herausfanden, war es vor 40 Jahren in China noch verboten, Gefühle und Emotionen in die Werke aufzunehmen. Diese Gefühle entdeckten sie nun in den ausgestellten Kunstwerken, die teilweise auch nur Landschaften zeigen. Über die Technik, die der Künstler nutze, bringt er jedoch eine Zerrissenheit und dadurch eine Emotion ins Bild. So wirkt die Bilderreihe von Liu Qinghe, die einzelne Menschen als Täter und Opfer zeigen, schon fast verstörend auf die Schülerinnen und Schüler. Jedes Bild enthält sein wahrscheinlich schreckliches Geheimnis, eine Geschichte, die nur angedeutet bleibt und mehr Fragen auslöst als Antworten gibt. Durch die vielen Fragen an den Künstler konnte jedoch die ein oder andere spannende Geschichte hinter den Bildern und die damit verbundene Gesellschaftskritik diskutiert werden. Feng Bin malt tanzende Paare, mal als Partyszene, mal sind die Tanzenden nackt. Dadurch, dass nur ein Schatten zu sehen ist, vergleichbar mit einem Photogramm, werden die Körper eher zu einem Geheimnis, als dass man seine Nacktheit begreift.

Dem Mörike-Gymnasium ist es als Kulturschule wichtig, den Schülerinnen und Schülern einen lebendigen und authentischen Zugang zu kultureller Bildung zu ermöglichen. Angeregt durch den Besuch in der Kunsthalle und vor allem durch den direkten Kontakt mit den Künstlern, werden die Schülerinnen und Schüler nun ihre individuellen Antworten auf die erlebte Kunst finden – welche Geschichte sie dabei erzählen, bleibt ihnen überlassen.